Das Image der Berufskraftfahrerinnen und -fahrer könnte besser sein. Viele ältere Kolleginnen und Kollegen hängen ihre Lkw-Schlüssel endgültig an den Nagel und für die Logistikdienstleister wird es immer schwieriger, gute Nachwuchskräfte zu finden. Unser Speditionsleiter Marc Bohnert und Fuhrparkleiter Frank Wohlgemuth warnen vor den Folgen und wünschen sich eine andere Wertschätzungskultur für die Branche:
Warum ist das Image der Berufskraftfahrerinnen und Berufskraftfahrer so angekratzt?
Das Hauptproblem ist, dass weite Teile unserer Gesellschaft den Job der Berufskraftfahrerinnen und -fahrer als selbstverständlich ansehen und dabei vergessen, dass hinter jedem Lkw-Steuer ein Mensch sitzt, der Bedürfnisse hat und Respekt verdient. Trotzdem werden ihnen beispielsweise an manchen Raststätten oder Be- und Entladestellen keine geeigneten Sanitäranlagen zur Verfügung gestellt. Die Corona-Pandemie hat diesen Zustand noch einmal erheblich verschlechtert. Das Paradoxe daran ist: Ohne Logistik geht es nicht! Kein Supermarkt, kein Produktionswerk und kein Krankenhaus kommt ohne ständige Versorgung aus. Die Kolleginnen und Kollegen machen einen wichtigen Job und verdienen dafür einen fairen Umgang.
Wie oft kommen Kolleginnen und Kollegen auf Sie zu, um ihre Erlebnisse zu teilen?
Die ehrliche Antwort lautet: leider viel zu oft! Die Berichte von Fahrerinnen und Fahrern, die tagelang nicht duschen konnten oder am Wochenende beispielsweise den Geburtstag ihres Sohnes oder ihrer Tochter verpasst haben, weil wenige Minuten vor Abfahrt ihre geplante Tour abgesagt wurde, da die Ware nicht rechtzeitig fertig wurde, häufen sich. Andere erzählen, dass sie ihre Lkw ohne Mitnahmestapler per Hand abladen mussten, obwohl das Entladen nicht Teil der vereinbarten Dienstleistung war. Respekt ist keine Einbahnstraße! Diese Menschen übernehmen systemrelevante Tätigkeiten, damit die Regale und Lagerhäuser nicht leer bleiben. Dafür verdienen sie die notwendige Anerkennung und manchmal auch einen ausgesprochenes „Dankeschön“.
Welche Probleme bringt das langfristig mit sich?
Wir finden kaum noch Nachwuchskräfte. Und damit sind nicht wir als Unternehmen, sondern wir als Branche gemeint. Viele Menschen denken, dabei ginge es vor allem um das Monetäre, aber dem ist meist nicht so. Den meisten fehlt es auch an der Wertschätzung. Es gibt immer weniger Menschen, die diesen kraftraubenden Beruf ausüben und dafür von ihren Familien getrennt sind. Wir bewegen uns seit vielen Jahren in einem Teufelskreis der Selbstverständlichkeit. Und das kann niemand wollen: nicht wir Logistiker, nicht die Produktionsunternehmen und auch nicht die Endkunden. Denn wir alle sind tagtäglich auf logistische Dienstleistungen angewiesen.